Mein letztes Mal

03.05.2013 15:16

 

 

Heute Morgen war alles ein bissel anders als sonst. Es lag irgendwie Spannung in der Luft. Wie kurz vorm Gewitter. Fraule suchte und raschelte im FELLPRESSE-Büro herum. Ich hörte sie dann nach einiger Zeit erleichtert sagen: „Na, da isses ja!“

Was meinte sie nur damit?

Immer, wenn ich in 2012 solche Raschelgeräusche hörte, kroch ich flugs untern Küchentisch und ging in Deckung. Denn dann gab´ s meist das mir verhasste Anti-Zecken-Mittel in meinen Pelz geschmiert. Da juckte das Fell, da stanks mir jedes Mal  übelst im empfindlichen Riechorgan.

Ich schaute also argwöhnisch Richtung Futterbunkertür, denn dahinter hörten die Geräusche nicht auf. Seit Tagen habe ich nun schon einen Tinnitus von diesem blöden Reißwolfkrchjugkrchjugkrchjug!

 

Nun schnappte mein Fraule  auch noch ihren Wander-Rucksack!

Aus Angst, sie könnte mich allein zuhause zurücklassen, beobachtete ich sie auf Schritt und Tritt.

 

Und dann ging´ s los. Mit mir. Mit dem Wandern. Ich hatte beobachtet, wie Fraule Proviant für mich samt Wasserflasche einpackte. Das versprach mir, eine herrliche Wandertour zu werden.

Ob wir wieder in den Wildpark stromern würden?

Oder woanders hin? Alle Zielobjekte waren mir recht; Wald und Flur … egal wo, egal wie trocken oder schlammig … einfach unter freiem Himmel! Juchhu! Juchei! Hauptsache FREI!

 

Nur dieses Mal machte sie nach einem seeehr kurzen Waldweggang flugs die Leine an mein Geschirr … ??

 „He, Fraule, ich will weiter schnüffeln! Leine loohoos!! Wo willste denn hin mit mir?“

 

Fraule bog nun zielstrebig in eine Richtung, die mir irgendwie bekannt vorkam.

Das letzte Mal, als ich diesen Weg langtigerte, war noch meine Antje, äh mein Fraule Nr.1 dabei.

Mir schwante Schlimmes!

Denn auf dieser Tour roch es immer so sehr nach kranker Hundepipi … und Angst.

Und dann war doch da auch noch die Sache mit dem Hoden-KLAU! … Mal überlegen … Wo ich heut noch nicht weis, wie der Weißkittel DAS gemacht hat!

Ich wurde damals plötzlich seeehr müde und als ich aufwachte, waren meine beiden Fraules nicht gleich bei mir. Und unten rum fehlte etwas! Diebesbande!!

Dann war da zwar ne liebe Tierarzthelferin, die mich streichelte, aber der böse Eierdieb in Weiß, der stank mir mächtig! Grrrr!

OWEIA!

Ich sage nur Tierar(sch)zt!!!

Nun gut, ich schlich also mehr als ich ging erstmal weiter. Auch stieg ich dann die Treppen zur Praxis noch brav hoch. Derweil überlegend, was sie mir wohl heute noch wegmausen könnten.

Als mir nüscht einfiel (denn alles an Körperteilen, was ich noch habe, brauche ich ja schließlich dringenst) schüttelte ich mich kurz. Schaute mich im Warteraum um, der gähnend leer war. Nur an der Decke hingen ein paar tote Vögel und bunte Katzen grinsten mich schadenfroh, aber bereits platt gedrückt von der Wand an.

 

Und schon rief meine Lieblingstierarzthelferin nach mir.

„ Jaahaa, ich kommmmme!“

 FREIWILLIG rannte ich der grün bekittelten Hundenärrin hinterher und hopste ruff auf die Waage, die nur kurz ausschlug. Lob! Für IDEAL-Gewicht!! 2 fette Leckerli dafür in s Maul gestopft bekommen. Hach, die Welt kann so schön sein!

 

Na ja, sie war nur solange schön, bis der Tierar(sch)zt ins Sprechzimmer stiefelte.

Sofort versuchte ich das Zimmer durch die sich durch einen Besucher grad öffnende Tür zu verlassen, aber Fraule packte mich blitzartig am Geschirr!

Sch …, dachte ich, das war´ s jetzt. Vorbei mit dem Leben. Jetzt stellt der Doc irgend etwas mit mir an, was ich ihm seeehr übel nehmen werde.

Gerade war ich so am Überlegen, wie ich mich am besten erwehren könnte, da schnappte mich mein Fraule ganz liebevoll am Köpfchen, drückte mich gaaanz fest an sich und redete mir was Schönes in Ohr (was, das verrate ich euch nicht!).

Und schon war´ s geschehen. Ein lächerlich! kleiner Pikser … ich kam nicht mal richtig dazu, zusammenzuzucken.

Die Leckerlis vom Tierar(sch)zt habe ich selbstverständlich abgelehnt! Lass mich doch nicht von dem bestechen!

 

Freudig Schwanz wedelnd (ich) marschierten wir dann Richtung Heimat! Laufend schaute ich mein Fraule von der Seite an. Ob sie stolz auf mich war/ist?

Sie guckte mich lächelnd, aber mit Tränen in den Augen (?) an und schob mir ein paar Käsewürfel ins Sabber-Maul.

Juchhei, sooo schön ist das Leben!

 

Und gleeeiiiich kommt ja auch die Stelle, wo wir noch zu dritt im letzten Jahr nach dem Tierarztbesuch auf die Hundewiese am Küchenholz gegangen sind. Fraule Antje hatte mein Lieblings-Zerr-Spielzeug mitgenommen und dann mit mir wie blöde rumgerauft.

 

Als wir genau am Abzweig zu dieser Spielwiese ankamen, lief Fraule einfach weiter!

„NEIN, HIER! Stopp! Ich will SPIELEN, wie letztes Jahr!“

Da Anna nicht prompt reagierte, musste ich es tun. Bremsen! Ich stand also wie ein Ziegenbock  an der langen Leine. Bis sie es begriff und einen Schlenker zur Hundewiese machte. Juchhu! Sie hat´ s! Let´s have fun!

 

Auf der Rumtollwiese angekommen konnte ich leider nirgendwo einen Spielkameraden erspähen. Fraule hatte natürlich das Apportle vergessen. Das wäre Fraule Antje NIE passiert!

So hoppelten wir beide spielzeuglos übern Rasen und ich markierte dafür um so gründlicher das Terrain.

Den sicher vollen Futternapp zuhause  vorm geistigen Auge verzieh ich meiner Anna heute alles!

 

Hach, wie ist die Welt schön!!! Man muss sie nur mit allen Sinnen riechen und sehn!!!