Der Glaubende und der Zweifler

19.03.2013 12:51

Ich traf gestern beim Gassi gehen eine sehr liebe Facebook-Freundin. Wir hatten uns längere Zeit nicht gesehen. Umso größer war die Freude.

Freude bei ihr, weil ich sofort zu ihr sagte, dass ich sie fast nicht erkannt hätte, da sie so schön schlank geworden sei.

Bei mir, weil ich endlich wieder jemanden zum Reden hatte; bei dem meine Gedanken, die sich zurzeit immens um das Thema Leben nach dem Tod drehen, auch ankommen.

Und erwidert werden.

Und ich sofort dieses supergute Gefühl hatte, verstanden und nicht verlacht zu werden.

 

Tagtäglich begegne ich Menschen, die mir versichern, an Gott zu glauben, aber  NICHT an ein Leben nach dem Tod. Das sei lächerlich. Zu glauben, dass da Gott auf einer Wolke herumlümmelt und uns bei unserem Herumwuseln hier auf der Erde zuschaut.

An dieser Stelle lache ich immer mit, weil ich mir Gott nicht als Wesen in Menschenform vorstelle, sondern als helle Energiekugel, oder so ähnlich. Als ein Zustand vielleicht noch. Ein ganz starkes Gefühl, so wie Liebe hoch Millionen mal.

 

Diese zweifelnden Menschen wollen allesamt nichts vom Tod hören oder wissen.

Sie machen sich auch nicht wirklich Gedanken, was denn nun der Sinn des irdischen Lebens sein könnte, hier auf unserer wundervollen Erde. Warum auch nachdenken, gibt es doch eh kein Leben nach dem Tod.

Alles grau und trist danach. Und der Tod ist tiefschwarz und der knipst dann auch das Licht für immer aus. Punkt.

Und sie wollen sich schon gar nicht vorstellen, dass irgendwelche Geisterseelen parallel zu uns existieren könnten, über uns wachen könnten und wohlmöglich in ihrer Wohnung ein- und ausgehen, ohne einen Hausschlüssel zu gebrauchen.

Gut, diese unerwünschten Hausbesuche kann ich nachvollziehen.

Der Gedanke, dass mir im Badezimmer jemand beim Duschen und Nägelschneiden zuschaut … das ist schon gewöhnungsbedürftig.

Und so schieben sie tapfer dieses Thema weit von sich weg. Und erschauern, wenn das Wort mit den drei Buchstaben T, O, D auch nur irgendwo erklingt.

Aber keiner von den Zweiflern wird hier auf Erden überleben.

 

Dazu fällt mir eine wunderbare Geschichte ein, die der niederländische römisch-katholische Priester, Psychologe und geistliche Schriftsteller Henri Nouwen verfasste.

Anhand eines anschaulichen Beispiels für die Relativität der Wirklichkeit erzählt der Dichter in seiner Metapher von einem Zwillingspärchen im Uterus der schwangeren Mutter. Im Internet kursieren mittlerweile zahlreiche Versionen.

Den einen Zwilling will ich mal den „Glaubenden“ nennen und den anderen den „Zweifler“.

 

Der eine Zwilling, der Zweifler fragt: „Glaubst Du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“
Der andere Zwilling, der Glaubende ganz überzeugend: „Ja, das gibt es! Unser Leben hier ist nur dazu gedacht, dass wir wachsen und uns auf das Leben nach der Geburt vorbereiten, damit wir stark genug sind für das, was uns erwartet.“

„Blödsinn! Das gibt es doch nicht. Wie soll denn das überhaupt aussehen,
ein Leben nach der Geburt?“
„Das weiß ich auch nicht so genau. Aber es wird sicher heller sein als hier. Und vielleicht werden wir rumlaufen und mit dem Mund essen?“
„So ein Unsinn! Herumlaufen, das geht doch gar nicht. Und mit dem Mund essen, so eine komische Idee! Es gibt doch eine Nabelschnur, die uns ernährt und die ist ja jetzt schon zu kurz zum Herumlaufen.“
„Doch es geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders!“
„Es ist noch nie einer zurückgekommen von `nach der Geburt´. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende, danach ist alles Dunkel und Quälerei.“

„Auch wenn ich nicht genau weiß wie das Leben nach der Geburt aussieht, jedenfalls werden wir dann unsere Mutter sehen und sie wird für uns sorgen.“
„Mutter? Du glaubst an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?“
„Na hier, überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie können wir gar nicht sein.“
„Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht.“
„DOCH – manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt…..“ 

So, ihr Lieben, ich finde, das ist eine so niedlich geschriebene Liebeserklärung an das Leben und das Leben nach der Geburt und nach dem Tod, dass es sich lohnt, doch ab und zu mal darüber nachzudenken, ob es in uns allen nicht nur dieses fantasievolle Wunschdenken gibt, sondern eben auch ein Wissen, das wir erfühlen können, wenn die Glaubenskraft groß und stark genug ist!